Karin Kramer Verlag Leseproben

Werner Rixdorf
DIE CESSNA - GESCHICHTEN UM DEN "VW DER LÜFTE"

3-87956-232-6  /  160 Seiten  /  zahlreiche Abbildungen
Euro (D) 12,50  /  sFr 22,--



INHALT

Jessicas Tod
Zum Text   Die Kleinen stürzen öfter ab
  Ursachen
  Abstürze
    Der Pilot rettet ein Dorf
    Absturz bei Atomkraftwerken
    Die Besten der DKV flogen in den Tod
    Das Unglück bei Heidelberg
    Der Tod des Fluglehrers
    Tod in den Flammen
    Neugier und Sensationslust bringen den Tod
  Notlandungen
    Die Angst des Flugschülers vor einer Notlandung
    Noch ein Flugschüler
    Der Schutzengel von San Casino Terme
    Andere Unfälle
Die Cessna - Der "Volkswagen der Lüfte"
  Cessna - Was für ein Vögelchen!
  Auch das gehört zum Fliegen - Üben im Simulator
  Das Reservierungssystem Sabre
  In den USA - Pilot in vier Wochen
  Wo die Amerikaner fliegen lernten
  Flugsicherheit über den Städten
Kleine Geschichten um große Namen
  Francisco Sa Carneiro
  Barschel - Er gab sein "Ehrenwort"
  "Dagobert" Arno Funke
  Reinhard Furrer
  Eberhard Gienger
  Mathias Rust - vom Himmel in die Hölle
  Die Geschichte des Brian Montague Grover
Die "Bodensee-Saga"
  Vorab
  Ein wenig zum Bodensee
  "Atom-Flugzeug" im Bodensee?
  Chronik eines inszenierten Krimis
Besondere Vorfälle
  Drei Cessnas gegen Cuba - Der Cuba-Konflikt 1996
  Der Sturz aufs Weiße Haus
  Das Cessna-Trauma in Rußland
Kleine Geschichten - Kleine Namen
  Auch das gab es!
    Das "alte" Thema!
    Ein Passagier landet
    El Dorado
    Erneut: Rätsel um Uran-Schmuggel
    Der Schrauben-Fürst
    Der fliegende Baßgitarrist
    Der Eisenfresser
    Der erste Bär, der fliegen kann
    Im Schatten der Nacht
    Mit der Cessna auf Vermessungsflug
    Die Welt des Father Travers
    Die Architekten-Cessna
    Horst Pillau - Liebe zur Cessna
  Eifersucht?
    Das fast perfekte Verbrechen!
    Sylt - vom Urlaub in den Tod
Quellen



 

DIE KLEINEN STÜRZEN ÖFTER AB


Ursachen


Jeder Absturz hat seine eigene Vorgeschichte.
Bedeutend öfter als große Linienmaschinen sind in den vergangenen Jahren Kleinflugzeuge in Unfälle verwickelt gewesen. Häufigste Absturzursachen: Kraftstoffmangel, Schlechtwetterflüge und unzureichende Ausbildung der Piloten.
Die jeweiligen Unfallursachen seien sehr schwierig zu klären, sagte Frank Göldner, der beim Luftfahrtamt für die Auswertung der Flugunfalluntersuchungen zuständig ist. Die Sachverständigen stellten meist eine Mischung verschiedener Faktoren fest: Spritmangel, technische Defekte, menschliches Versagen und schlechtes Wetter.
Ein Beispiel: Die Piloten geraten unter Zeitdruck. Gleichzeitig stimmt an der Maschine etwas nicht. Wenn dann noch schlechtes Wetter hinzukommt, sei eine Streßreaktion auch bei erfahrenen Piloten denkbar.
***
Für 1995 meldete das Luftfahrtbundesamt insgesamt 15 Unfälle; zwei davon forderten sieben Todesopfer. Im Jahr 1994 wurden in Deutschland 180 Unfälle von Maschinen bis zu zwei Tonnen gezählt; bei 17 Unfällen wurden acht Menschen getötet. 1993 waren es 147 Unfälle mit 44 Toten.
***

Abstürze

Beim Landeanflug auf Biberach stößt am 26. Juni 1983 eine deutsche Privatmaschine mit einem französischen Düsenjäger vom Typ Mirage zusammen. Piloten und Insassen sterben.
***
Beim Absturz eines Flugzeugs auf eine Autobahn kommen am Freitag, den 11. November 1995, alle sechs Insassen ums Leben. Die Propellermaschine vom Typ Cessna 202 verlor kurz nach dem Start in Sao Paulo an Höhe und raste auf eine angrenzende Umgehungsstraße.
***
Fünf Berliner Geschäftsleute starben am 26. Januar 1996, als ihre Piper Malibu bei Choma in Sambia (Afrika) abstürzte.
***
Beim Absturz eines einmotorigen Sportflugzeugs am 2. August 1995 bei Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis wurde der Pilot getötet und seine Ehefrau schwer verletzt. Die Cessna hatte kurz nach dem Start aus unbekannter Ursache zwei Baumwipfel gestreift. Dabei wurden offenbar die Tragflächen abgerissen.
***
Am 19. Mai 1982 kollidiert eine Cessna 551-Citation bei Kassel mit Bäumen auf einem Hügel - acht Tote ...
***
Eine in Osnabrück gestartete Propellermaschine vom Typ Beach 60 streift am 20. März 1995 über Groß Naundorf nordöstlich von Dresden einen Schornstein und einen Bungalow, der daraufhin niederbrennt. Dann stürzt die Maschine auf unbewohntes Gebiet. Der Pilot und vier Passagiere kommen ums Leben.
***
Am 19. März. 1996 stürzte in Hoogeveen (Holland) eine Cessna auf die Fabrik des Flugzeugbauers Fokker, in der Hunderte Menschen arbeiteten. Die Fabrikangestellten blieben unverletzt. Beide Piloten starben.
***
Neun Menschen werden getötet und zwölf zum Teil schwer verletzt, als am 9. August 1987 ein Sportflugzeug vom Typ Piper Cheyenne auf ein Münchner Schnellrestaurant stürzt.
***
Bei Borkum stürzt am 23. Juli 1983 eine Piper Cheyenne ab. Alle acht Insassen waren sofort tot.
***
Beim Absturz eines bayerischen Privatflugzeuges in den Bergen südlich von Linz in Oberösterreich starben am Samstag, den 27. August 1994, alle vier Insassen.
***
Kurz nach dem Start in Freiburg stürzt am 1. April 1993, eine einmotorige österreichische Aerospatiale TB 700 bei Todtnau (Südschwarzwald) ab. Keiner der sechs Insassen überlebt.
***
Die Kollision zweier Sportflugzeuge im amerikanischen Staat New York hat vier Menschen das Leben gekostet. Nach Angaben der Polizei setzten am 11. April 1994 eine Cessna 152 und eine Piper Comanche gleichzeitig zur Landung auf dem Flugplatz von Farmingdale (Staat New York) an und stießen dabei zusammen. Brennende Wrackteile fielen auf eine Fabrik in diesem Gebiet von Long Island und lösten dort einen Brand aus. Am Boden wurde aber niemand verletzt.
***
Drei Jahre lang war die achtsitzige Cessna 425 der Charterflieger von Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe. Am 24. Januar 1996 explodierte das Flugzeug bei der Landung auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen, der Pilot erlag zwei Tage später seinen schweren Brandverletzungen.
***
Beim Absturz eines einmotorigen Privatflugzeugs über einem Moorgebiet im schleswig-holsteinischen Kreis Dithmarschen sind alle vier Insassen ums Leben gekommen. Die Maschine vom Typ Cessna war am Donnerstag, dem 9. März 1995, in steilem Winkel im Offenbütteler Moor aufgeprallt und hatte sich bis zum Heckleitwerk in die Tiefe gebohrt, war aber erst 3 Tage später entdeckt worden. Bergungsmannschaften konnten das versunkene Wrack und die Toten erst nach mehreren Stunden mit einem Moorbagger aus dem Sumpf bergen. Bergungspanzer und Kran waren zu schwer auf dem nachgebenden Boden. Das Moor unter der Absturzstelle erstreckt sich bis zu acht Metern unter der Oberfläche.
Die Unglücksursache wurde nicht bekannt.
***
Rund 80.000 Mark Sachschaden ist bei einem Flugunfall auf dem Fliegerhorst Saarmund (Potsdam-Mittelmark) entstanden. Eine Cessna war durch zu hohe Geschwindigkeit beim Landeanflug verunglückt. Der Pilot blieb unverletzt.


Der Pilot rettet ein Dorf

Alle vier Insassen einer einmotorigen Cessna sind am Dienstagvormittag, dem 19. Mai 1994, beim Absturz einer Cessna Sportmaschine im niederbayerischen Bruckberg ums Leben gekommen. Nach Polizeiangaben handelte es sich bei den Opfern um Männer im Alter zwischen 38 und 58 Jahren aus Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Möglicherweise verhinderte der 47jährige Pilot eine Katastrophe, indem er das Flugzeug mit einem technischen Defekt kurz vor einem Dorf wendete und in ein Weizenfeld stürzte. Die genaue Unglücksursache wurde nicht bekannt. Die Ermittlungen ergaben, daß das Flugzeug in Bad Neuenahr-Ahrweiler gestartet war. Die Cessna hätte nach Angaben der Kriminalpolizei auf dem Flugplatz Ellermühle in Landshut landen sollen. Zielort der Insassen war Zell am See im Salzburger Land (Österreich). Vermutlich waren die Männer geschäftlich unterwegs.
Ein Augenzeuge berichtete, die Cessna sei, von Attenhausen kommend, in nur noch 50 bis 100 Meter Höhe auf Tondorf im Gemeindegebiet von Bruckberg zugeflogen. Kurz vor den ersten Häusern habe der Pilot die trudelnde Maschine noch wenden können. Kurz darauf habe der Motor jedoch zu stottern begonnen, schließlich habe der Motor ausgesetzt. Der Kommentar des Augenzeugen: "Die Cessna fiel wie ein Stein vom Himmel."
Die in ihren Sitzen angegurteten Leichen wurden zunächst nicht geborgen. Die Behörden warteten auf das Eintreffen von Sachverständigen des Luftfahrtbundesamts Braunschweig. In die Ermittlungen hat sich die Staatsanwaltschaft Landshut eingeschaltet.


Absturz bei Atomkraftwerken

Beim Absturz eines einmotorigen Sportflugzeuges bei Landshut sind am 21. Juni 1994 vormittags alle vier Insassen ums Leben gekommen. Wie ein Sprecher der Polizeidirektion Landshut berichtete, setzte der Motor der Cessna laut Augenzeugenberichten gegen 10.00 Uhr in der Luft aus, die Privatmaschine kam ins Trudeln und stürzte in ein Getreidefeld zwischen den Ortschaften Attenhausen und Tondorf, etwa sechs Kilometer von Landshut entfernt. Das Flugzeug sei sofort in Flammen aufgegangen und vollkommen zerstört worden, sagte der Polizeisprecher. Für die vier Männer, die mit der Maschine unterwegs waren, habe es keine Rettung mehr gegeben. Die Unglücksursache lag zunächst noch im Dunkeln. Was brisant an diesem Absturz ist?
Die Absturzstelle liegt wenige Kilometer von den Atomkraftwerken Ohu I und Ohu II entfernt!


Die Besten der DKV flogen in den Tod

Sie waren die Besten ihrer Firma und mit einem Wochenende in Zürich belohnt worden. Doch es wurde ein Flug in den Tod. Die vier Mitarbeiter (35 bis 42 Jahre alt) und der 66 Jahre alte Pilot starben, als die zweimotorige Privatmaschine im Januar 1992 vor München-Riem abstürzte.
Im Januar 1992 mietete die Deutsche Krankenversicherung (DKV) von Multi-Unternehmer Sashi B. R. die Cessna für einen Flug von Augsburg nach Zürich. Als Belohnung für vier Mitarbeiter: drei Frauen und einen Mann. Beim Rückflug am 25. Januar mußte die Maschine wegen schlechten Wetters um 15.40 Uhr München ansteuern. Doch plötzlich brach der Funkkontakt mit dem Cockpit ab. Kopfüber stürzte die Cessna auf eine Wiese neben der Landebahn und brannte aus. Die Flugzeugfirma hatte für die Fluggäste Insassen-Unfallversicherungen von je 35.000 Mark abgeschlossen - und zwei Wochen nach dem Unfall 100.000 Mark Vorschuß für die Hinterbliebenen erhalten. Doch mit dem Geld zahlte Sashi B. R. laut jetziger Anklage ein Darlehen ab.
Erst Ende 1993 erhielten nur zwei Hinterbliebene Geld: der eine 8.500 Mark, der andere 8.000.


Das Unglück bei Heidelberg

Am 24. November 1994 ereignete sich kurz vor der Landung in einem Waldstück im Königsstuhlgebiet der Absturz einer Privatmaschine. Die zweimotorige Cessna hatte wahrscheinlich einen Baumwipfel berührt und war dann zerschellt.
Unter den drei beim Absturz bei Heidelberg umgekommenen Personen war auch das Aufsichtsratsmitglied Otto Rüdiger der Mannheimer Südzucker-Konzern AG Mannheim/Ochsenfurt.
Bei den anderen beiden Toten handelte es sich nach einer Mitteilung der Polizei um den 34 Jahre alten Piloten und eine 29 Jahre alte Stewardeß aus dem Raum Braunschweig. Die Medien erwähnten die Namen des Piloten und der Stewardeß nicht.
Ein vierter Insasse, der Sprecher des Südzucker-Vorstandes, Klaus Fleck, hatte den Absturz am Donnerstagnachmittag mit lebensbedrohlichen Verletzungen überlebt.


Der Tod des Fluglehrers

Die Wettervorhersage vom 24. Januar 1996 der Berliner Flugsicherung ließ nichts Schlechtes erahnen: ein Hochdruckgebiet über der norddeutschen Tiefebene, kaum Wolken. Aber für die zwei Insassen einer achtsitzigen Turboprop-Maschine endete ihr Flug nach Hannover-Langenhagen tragisch. Ihre Maschine stürzte ab und brannte völlig aus. Zwei Männer - darunter ein Potsdamer Fluglehrer - wurden schwer verletzt.
Die zweimotorige Cessna (Typ 425) mit der Flugnummer D-IBAA war nach Angaben des Luftfahrtbundesamtes (LBA) gegen 10.40 Uhr vom Flughafen Tempelhof gestartet. Bis nach Hannover verlief offensichtlich alles reibungslos!
An Bord der achtsitzigen, vier Millionen Mark teuren Maschine vom Brandenburger Flugdienst waren die Piloten Martin R. und Johannes Wild. Für sie ein Routineflug. Der 45jährige Johannes Wild gilt als erfahrener Interflug-Pilot (Airbus). Um 11.37 Uhr gab die Flugsicherung in Hannover die Landung auf Bahn 09 frei. Der Tower meldete für Flug D-IBAA klare Sicht, minus sechs Grad und 30 km/h Ostwind. Nahezu ideale Flugbedingungen.
Doch kurz vor dem Aufsetzen geriet die Maschine nach links von der Bahn ab. Dann ein ohrenbetäubender Knall. Das Flugzeug kippte aus noch ungeklärter Ursache über die linke Tragfläche ab und fing beim Aufprall sofort Feuer.
Die Maschine hatte 30 Meter neben der Nordlandebahn aufgesetzt. Eine Feuersäule schoß in den Himmel. Innerhalb von Sekunden brannte das Wrack völlig aus. Für den Flughafen wurde sofort crash-alarm ausgelöst. Die Feuerwehr hatte den Unfallort bereits eine Minute später erreicht.
Während einer der Männer hinausgeschleudert und schwer verletzt wurde, klemmte der Pilot in der brennenden Cessna zwischen Sitz und Steuer fest. Der Mann mußte von der Feuerwehr mit Schneidwerkzeugen aus dem Cockpit geholt werden. Die Schwerverletzten wurden sofort ins Krankenhaus Oststadt gebracht und später in eine Spezialklinik des Berliner Urban-Krankenhauses.
Ein Retter: "Der Mann hat starke Verbrennungen bis zum Oberkörper. Wir mußten ihn durch einen Luftröhrenschnitt retten. Er schwebt in höchster Lebensgefahr." Nach dem Unfall wurde die Nordlandebahn gesperrt, der Flugbetrieb verlief erst gegen 12.45 Uhr wieder normal.
Der Schaden beläuft sich auf rund vier Millionen Mark. Das Flugzeug gehört einem Hannoveraner, der in Schwedt an der Oder eine Firma besitzt.
Nach Insiderinformationen soll der Pilot während des Fluges einen Triebwerkschaden simuliert und die linke Turbine in den Leerlauf geschaltet haben. "Nicht auszuschließen ist auch ein Triebwerksausfall", so ein Mitarbeiter der LBA. Möglicherweise habe aber auch eine Windböe zu dem Unglück geführt, verlautete es aus Hannover. Ein technischer Defekt während des Fluges wurde von Fachleuten ausgeschlossen, da im Tower kein Notruf eingegangen war.






zum Seitenanfang